Medizinische Themen

 

 

 

8. Depressionen im

    Alter - Lähmung

    der Gefühle 

Die Depression ist die häufigste psychiatrische Erkrankung im Alter. Man kann zwischen Depressionen, die von „außen“ (exogen) verursacht werden (Hirnerkrankungen, M. Parkinson, Gefäßverkalkung) von solchen, die keine erkennbare Ursache (endogen) haben, unterscheiden. Eingeteilt werden die Depressionen auch in leichte und schwere Formen.

 

Beim älteren Menschen findet sich aber häufig eine Sonderform, die reaktive Depression. Sie entsteht durch unverarbeitete Konflikte oder durch ein aktuelles Ereignis, das mit einem Geborgenheitsverlust einhergeht. Beispiele sind der Verlust eines Lebenspartners, einer Körperfunktion oder z.B. bei einem Ortswechsel in eine neue/fremde Umgebung (Versorgung in einem Seniorenwohnheim notwendig).

 

Schätzungen zur Folge leiden etwa 12 - 15 % der selbständig lebenden und bis zu 40 – 50 % der in Heim lebenden älteren Menschen an einer Depression. Wie äußern sich nun Depressionen und wie kann man sie von gelegentlichen Stimmungstiefs mit Niedergeschlagenheit und Traurigkeit abgrenzen? Erschwerend kommt hinzu, dass sich oftmals Beschwerden bei älteren Menschen anders präsentieren als bei jüngeren.

 

Folgende körperlichen und psychischen Symptome werden von depressiven Patienten aller Altersklassen beklagt oder fallen auch Mitmenschen augenscheinlich auf: Antriebsarmut, verlangsamte Bewegungen, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Kraftlosigkeit, Müdigkeit, Libidoverlust (bzw. verminderter Sexualtrieb), Verstopfungsbeschwerden, Leistungsknick, Interesselosigkeit, Druck- und Engegefühl im Kopf-, Hals und Brustbereich, verlangsamte Sprache, traurige, gedrückte Stimmungslage, Jammern, Klagen, Weinen, aber auch innere Unruhe und Nervosität. Daneben können ebenso Schuldgefühle und Versagensängste bestehen.

 

Manchmal stehen körperliche Symptome so im Vordergrund (Herzjagen, Engegefühl im Hals, Bauchschmerzen), dass Monate vergehen bis die Diagnose einer Depression gestellt wird. Bei älteren Menschen herrschen zu dem Ängste vor Krankheiten, an einer Demenz zu erkranken oder zu verarmen sowie eine allgemeine Hoffnungslosigkeit vor. Nicht zuletzt werden Hobbies nicht mehr „gepflegt“, das Selbstwertgefühl schwindet und es stellen sich Störungen der Konzentrationsfähigkeit ein. Hier ist unbedingt eine Abgrenzung von einer beginnenden Demenz erforderlich. Suizidale Gedanken (geäußerte Selbstmordgedanken) müssen immer ernst genommen und als Hilferuf verstanden werden.

 

Halten die Beschwerden länger als 2 Wochen (im Durchschnitt meist Monate) an, wird die Diagnose oftmals mit Depressionsskalen gesichert. Dabei handelt es sich um Schlüsselfragen zu depressiven Beschwerden, die von betroffenen Patienten beantwortet werden müssen. Als Beispiel sei hier die geriatrische Depressionsskala (GDS) genannt, die 15 repräsentative Fragen enthält (eine Punktzahl von mehr als 5 weist auf eine Depression hin). Die Verlaufsbeobachtung sowie der Ausschluss organischer Erkrankungen sind ebenfalls wesentliche Bestandteile der Diagnostik.

 

Die Therapie umfasst neben psychosozialen (z.B. Zuwendung) auch antidepressive Maßnahmen. Dabei nimmt die medikamentöse Therapie einen großen Stellenwert ein. Neuere Medikamente (Antidepressiva) haben eine Ansprechrate von bis zu 70%. In einigen Fällen ist eine stationäre Einstellung und Abklärung der körperlichen und geistigen Situation nicht zu vermeiden. Primärer Ansprechpartner ist aber in den meisten Fällen der Hausarzt. 

 

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