2. Müdigkeit und Abgeschlagenheit
Über Müdigkeit und Abgeschlagenheit klagt nahezu jede(r) dritte bis vierte Patient(in) in unserer hausärztlichen Praxis. Aber nicht immer muss sich eine Erkrankung dahinter verbergen. Hohes Alter, körperliche Anstrengung, Stress und Wetter sowie Stimmungsschwankungen sind nur einige Beispiele, die diese unspezifischen Beschwerden verursachen können.
Was aber, wenn doch eine chronische (andauernde) Erkrankung vorliegt?
Zur Abgrenzung recht verschiedener Krankheitsbilder, die alle mit einer Müdigkeit und Abgeschlagenheit einhergehen können, helfen dem Arzt oft zusätzliche Symptome und Vorerkrankungen des Patienten weiter. In unserer Praxis sind die häufigsten Erkrankungen der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), eine Herzmuskelschwäche, Blutarmut (Anämie), Schilddrüsenfehl-
funktion, Schlafstörungen, zu niedriger Blutdruck, ein Burn-out-Syndrom, Depressionen oder depressive Episoden. Ferner muss das Schlaf-Apnoe-Syndrom mit nächtlichem Schnarchen und Atempausen erwähnt werden.
Als Begleitsymptome treten Müdigkeit und Abgeschlagenheit jedoch auch bei vielen Infektionskrankheiten, wie bei grippalen und Magen-Darm-Infekten sowie bei Schmerzpatienten auf. Auch an eine Medikamentennebenwirkung muss gedacht werden. Darüber hinaus trifft man sie bei Kreislauf-, Rheuma-, Muskel-, Lungen-, Nieren-, Stoffwechsel- und Bluterkrankungen an. Hinzu kommen noch ältere Patienten, die gleichzeitig an mehreren Organen erkrankt sind. Die Liste ist sicherlich nicht vollständig. Sie soll aber zeigen, dass die Symptome nicht immer sofort auf die eigentliche Krankheit hinweisen.
Doch durch einfache Untersuchungsmethoden können bereits in der hausärztlichen Praxis die meisten der genannten Erkrankungen ausgeschlossen oder abgegrenzt werden. Neben der ausführlichen Befragung und körperlichen Untersuchung nimmt hier die Blutuntersuchung eine wesentliche Stellung ein. Ferner liefern Ultraschalluntersuchungen, das Ekg sowie weitere Untersuchungsmethoden (u.a. Lungenfunktion, Langzeit-Blutdruckmessung, Fahrradergometrie usw.) wertvolle Hinweise.
In Abhängigkeit von den geschilderten Beschwerden und Ergebnissen müssen dann teilweise andere Fachärzte hinzu gezogen werden und/oder aufwendigere, apparative Untersuchungen (Computertomogramm/Kernspintomogramm, Schlaflabor...) folgen. Manchmal ist auch eine stationäre Abklärung erforderlich. Die Behandlung orientiert sich primär an der Grunderkrankung, beispielsweise bessere Blutzuckereinstellung bei Diabetes mellitus, Schilddrüsen-medikamente bei Über-/Unterfunktion, Schlaf-/Beatmungsmaske bei Schlaf-Apnoe-Syndrom oder ggf. eine Psychotherapie bei einem Erschöpfungssyndrom.
Ich hoffe nun, ich hab sie mit den Ausführungen nicht
all zu sehr beun-ruhigt und sie ge-hören lediglich zu der großen Gruppe, die morgens einfach nur mal im Bett blei-ben möchte, ohne ständig an die Arbeit denken zu müssen.