10. Leben mit Reizdarmsyndrom
50% aller Patienten mit Magen-Darmbeschwerden leiden unter einem Reizdarmsyndrom. Obwohl es sich um keine ernsthafte Darmerkrankung handelt, die auch nicht mit einer eingeschränkten Lebenserwartung einhergeht, ist die Lebensqualität im Einzelfall stark eingeschränkt. Frauen sind in den westlichen Ländern häufiger betroffen als Männer.
Das Reizdarmsyndrom ist durch Bauchschmerzen mit krampfartigem, brennendem oder stechendem Charakter gekennzeichnet. Ferner können ein Druck- oder Völlegefühl im Unterbauch sowie Darmgeräusche, Blähungen, Verstopfungen oder Durchfälle vorliegen. Bei einigen Patienten besteht auch ein Reizmagensyndrom mit Oberbauchschmerzen und ein Völlegefühl in der Magengegend nach dem Essen. Eine Gewichtsabnahme stellt sich meist nicht ein. Die Beschwerden liegen oft über Jahre vor, ohne dass die Betroffenen einen Arzt aufsuchen.
Man unterscheidet 3 Varianten:
1. das Reizdarmsyndrom mit vorherrschender Verstopfung,
2. das Reizdarmsyndrom mit vorherrschendem Durchfall und
3. das Reizdarmsyndrom mit Verstopfung und Durchfall
im Wechsel.
Die Diagnose wird an Hand folgender Kriterien (ROM II-Kriterien) gestellt:
Bauchschmerzen innerhalb der letzten 12 Monate, mindestens 12 Wochen lang, die nicht aufeinander folgen müssen, mit mindestens 2 von 3 unten beschriebenen Kriterien:
1. der Stuhlgang führt zu einer Besserung der Beschwerden.
2. eine Änderung der Stuhlhäufigkeit mit Beginn
der Beschwerden
3. eine Änderung der Stuhlbeschaffenheit mit Beginn
der Beschwerden.
Weitere Symptome können sein: weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche, mehr als 3 Stuhlgänge pro Tag, harter oder schafskotartiger Stuhl, breiiger oder flüssiger Stuhl, große Anstrengung während des Stuhlganges, Stuhldrang, Gefühl der unvollständigen Darmentleerung, Absetzen von weißlichem Schleim (in der Regel kein blutiger Stuhl!) und Völlegefühl.
Da die Ursache bis heute weitgehend unklar ist, orientiert sich die Behandlung meist an den Beschwerden. Die Therapie reicht von der Psychotherapie über diätetische Maßnahmen, Probiotika und Wärmeanwendungen bis hin zur Medikamentengabe. In jedem Fall ist eine Abgrenzung zu ernsteren Darmerkrankungen notwendig. Neben der Vorgeschichte mit den typischen Beschwerden helfen Laboruntersuchungen, der Ultraschall des Bauchraumes, eine Magen- und/oder Dickdarmspiegelung dabei weiter. Zusätzliche Untersuchungen sollten eine Milchzucker-, Fruchtzucker-, Sorbitol- oder Glutenunverträglichkeit ausschließen.
In Anbetracht des teilweise hohen Leidendruckes ist und bleibt aber auf jeden Fall der Hausarzt der erste Ansprechpartner.